Die QNAP TS-x09 (TS-109/209/409) sind kleine NAS für den SOHO-Bereich. Ich verwende hier eine TS-109 mit einer 500GB HDD als File- und Mailserver.
Die originale QNAP-Firmware ist ganz nett und bietet in einer relativ einfachen Konfigurationsoberfläche einige Möglichkeiten. Wer sich bisher nicht näher mit Linux beschäftigt hat, sollte unbedingt bei dieser Firmware bleiben.
Ich selbst bin aus zwei Gründen auf eine native Debian-Installation umgestiegen:
- Komfortable Installation und Aktualisierung von Softwarepaketen mit apt-get
- Unabhängigkeit von QNAP und proprietären QNAP-Erweiterungen
Gerade der zweite Punkt verdient besondere Beachtung. QNAP verwendet auf der Daten-Partition ein modifiziertes ext3, welches mit einem anderen Linux-System nicht gelesen werden kann. Sollte die TS-x09 also mal ausfallen, kann die Datenpartition nur mit einem passenden QNAP-Gerät (also z.B. einer anderen TS-x09) gelesen werden. Klar, natürlich sollten die Daten noch auf einem anderen Backup-Medium liegen, aber ich sehe nicht ein, dass meine Optionen bei einem Ausfall so unnötig eingeschränkt werden. Deinen einen sinnvollen Grund für diese ext3-Extension von QNAP kenne ich bisher nicht.
Debian Lenny unterstützt die Installation auf den QNAP-Geräten mittlerweile direkt per Debian-Installer. Martin Michlmayr beschreibt auf seiner Webseite den Installationsprozess.
Vorsicht: Vorhandene Daten auf der Daten-Partition der TS-x09 müssen vorher gesichert werden, da das QNAP-ext3 proprietäre Erweiterungen verwendet und mit einem normalen ext3 (wie es in Debian enthalten ist) nicht kompatibel ist.
Hinweis: Wenn auf der TS-x09 bereits eine andere Linux-Installation durchgeführt wurde, welche eine Änderung der U-Boot-Konfiguration (/dev/mtdblock4) erforderte, muss vor der Debian-Installation die originale Konfiguration wiederhergestellt werden, da ansonsten der Debian-Installer möglicherweise nicht booten kann.
Der prinzipielle Ablauf ist wie folgt (die Details stehen in der oben genannten Anleitung):
- /dev/mtdblock* sichern und ggf. auf Originalzustand zurücksetzen
- Debian-Installer ins Flash kopieren
- Box neustarten
- Verbindung mit dem Installer per SSH herstellen
- Debian mit dem normalen Debian-Installer installieren
Der Debian-Installer kümmert sich selbst darum, dass bei Abschluss der Installation der Kernel ins Flash kopiert wird. Dies geschieht übrigens auch automatisch bei neuen Kernel-Versionen, die per apt-get geladen wurden.
Eine serielle Konsole ist bei diesem Vorgehen nicht erforderlich. Es kann aber bei Boot-Problemen der einzige Weg sein, um die Box wiederherzustellen. Daher sollte man sich rechtzeitig um die benötigten Teile kümmern. Für den Zugriff auf die serielle Konsole werden ein Pegelwandler (z.B. MAX3232) und ein paar Kondensatoren benötigt (Infos).
Über die serielle Konsole erhält man Zugriff auf U-Boot und kann in den Debian-Bootprozess eingreifen. Mit Hilfe von U-Boot kann der Flash überprüft und neu beschrieben werden. Eine Anleitung dazu hat QNAP auf seinem FTP-Server veröffentlicht. Leider ist diese Anleitung bezüglich der Flash-Speicheradressen fehlerhaft. Die dort genannen Adressen sollten daher keinesfalls verwendet werden, ich habe mir so eine TS-109 zerschossen, indem ich U-Boot überschrieben habe. Die korrekten Adressen, die ich selbst bereits erfolgreich verwendet habe, werde ich in einem weiteren Blog-Artikel beschreiben.